Wie wird man Programmierer?

Die Vorbereitung auf den Weg zum Programmierer in einem einzigen Blogpost. Achtung die harte Realität. Dieser Artikel hat eine Lesedauer von 5 Minuten.

Wie wird man Programmierer?

Wer möchte den überhaupt Programmierer werden?

*DISCLAIMER:* Achtung, ich würde sagen, unter den Mikroinfluencern in der Programmierer-Community bin ich wahrscheinlich als einer der “netteren” bekannt. Aber in diesem Blogpost wird es Zeit, der harten Realität ins Auge zu blicken. Ich weiß jetzt schon, dass dieser Beitrag einigen nicht gefallen wird.

Vergleichen wir die Suchergebnisse von Google mit dem Suchbegriff ‘Wie wird man *’, wobei wir für den Stern verschiedene Berufe einsetzen. Dabei erhalten wir folgende Menge an Ergebnissen:

Ein diagram das zeigt welches interesse menschen an verschiedenen berufen haben

Da das Diagramm möglicherweise schwer zu lesen ist, habe ich die Daten noch einmal übersichtlich in eine Tabelle gepackt.

Beruf Suchergebnisse
Bauarbeiter 10.400.000
Mechaniker 14.600.000
Programmierer 20.000.000
Anwalt 29.000.000
Notar 36.300.000
CTO 73.800.000
Arzt 270.000.000
CEO 1.540.000.000
Model 7.740.000.000


Natürlich müssen wir gleich vorwegnehmen, dass diese Daten höchstwahrscheinlich nicht zu 100% den gesellschaftlichen Konsens widerspiegeln. Dennoch können sie vielleicht das Interesse daran ein wenig reflektieren. Besonders interessant fand ich, dass es mehr Suchergebnisse für ‘CTO’ als für ‘Programmierer’ gab.

Als jemand, der bald 14 Jahre in dieser Branche tätig ist, muss ich sagen, dass wir sicherlich einige Trendwenden erlebt haben. Mein Eindruck ist, dass das Interesse seit dem K.I.-Hype stark abgenommen hat. Die Gesellschaft scheint sich eine Welt zu wünschen, in der wir Software mit ein paar einfachen K.I.-Prompts erstellen können.

Ob künstliche Intelligenz in Zukunft unsere Software schreibt, lasse ich in diesem Blogpost einmal außen vor, da wir ein ganz anderes Thema behandeln.

Schafft das jeder?

Nachdem ich unzählige Menschen auf diesem Weg begleitet habe, sei es in der Schule, an der Universität, im Beruf, Private oder auf Social Media, kam bei den meisten immer die Frage auf: ‘Schafft das jeder?’.

Und die Antwort auf diese Frage ist wie auf alle Fragen: ‘Es kommt darauf an.’ Gefühlt möchten es mehr Menschen schaffen, als es am Ende tatsächlich tun. Ich erinnere mich an meine Schulzeit, in der es in meinem Jahrgang zwei Klassen mit jeweils etwa 30 Schülern gab, also ungefähr 60 Menschen. Davon sind heute noch 8 Personen Programmierer, was 13,3% entspricht. Dabei muss erwähnt werden, dass diese Schule darauf ausgerichtet war, Menschen im Bereich Elektrotechnik, Elektronik und Softwareentwicklung auszubilden.

In der Universität sieht es folgendermaßen aus: Ein Bachelor-Studiengang wurde von 100 Personen begonnen, und daraus resultierten 8 Abschlüsse (Laut ehemaligen Fachbereichsleiter). Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Personen ohne Abschluss keine Programmierer geworden sind. Es heißt jedoch auch nicht automatisch, dass alle mit Abschluss auch tatsächlich Programmierer geworden sind. Hierbei ist zu beachten, dass es sich in meinem Fall um den Studiengang Computer Science handelt, der sehr wissenschaftlich ausgerichtet ist und sich nicht intensiv mit wirtschaftlichen Aspekten der Informatik befasst. Im Studium lernt man viele Menschen kennen, aber dennoch würde ich mich weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass sicherlich nicht mehr als 13% der Absolventen heute tatsächlich Code schreiben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Zu guter Letzt, im privaten Bereich, habe ich zu viele Menschen für meinen Geschmack begleitet, denn die Erfolgschance war zu gering. Das lag zu 90% am gleichen Problem: zu wenig Zeit, und zu 10% am fehlenden Verständnis für Logik. Okay, gut, jetzt mögen diese Zahlen nicht besonders positiv klingen, aber dieser Blogpost soll keineswegs demotivieren.

Ich bin der Meinung, dass so gut wie jeder Programmierer werden kann. In den letzten 14 Jahren habe ich die drei wichtigsten Faktoren dafür herausgefiltert:

  • Motivation
  • Logikverständnis
  • Zeit

Motivation

Motivation ist entscheidend. Wenn du nur programmierst, weil du denkst, dass es dir viel Geld einbringt, habe ich schlechte Nachrichten für dich – das wird nichts. Vertrau mir, ich habe einige Personen gesehen, die es versucht haben, dann zwei oder drei Jobs hatten, überall gekündigt wurden und letztendlich einen anderen Weg eingeschlagen haben.

Du kannst Programmierer werden, ohne vorher irgendetwas zu wissen, aber du musst Motivation mitbringen. Es sollte dir Freude bereiten, denn Feedback ist ein dauerhaft präsentes Instrument in der Welt der Softwareentwicklung. Das Lernen sollte für dich spaßig sein, denn nahezu täglich gibt es neue Dinge zu entdecken.

Logikverständnis

Logikverständnis ist entscheidend, sei es bei einfachen Codemonkey-Aufgaben oder scheinbar unlösbaren Algorithmen. Wenn es dir keinen Spaß macht, Probleme zu lösen, und du schnell frustriert bist, dann muss ich auch hier wieder betonen: Programmieren ist nicht das Richtige für dich. Logikverständnis lässt sich trainieren. Das Erkennen von Mustern ist etwas, das man lernt und das sich im Laufe der Jahre immer weiter verbessert. Du musst offen dafür sein, zu lernen.

Zeit

Zu guter Letzt, Zeit. Wenn du keine Zeit investieren möchtest, wird das nichts. Du musst nicht unbedingt studieren, aber du musst Zeit haben. Niemand wird über Nacht zum Programmierer. Die meisten Menschen benötigen 1-3 Jahre “selbststudium” um ihren ersten Job zu bekommen. Einige schaffen es schneller, andere langsamer, aber erwarte nicht, dass du es in weniger als 12 Monaten schaffst. Eine interessante Erfahrung habe ich auch gemacht: Die meisten Menschen überschätzen ihre eigene Intelligenz, und die Softwareentwicklung kann sie ganz schön “Humblen”, wie wir im Neudeutschen sagen würden.

Das ist aus meiner Sicht auch verdammt wichtig. Erst wenn du weißt, wie wenig du weißt, kannst du anfangen, das Richtige zu lernen.

Muss ich dafür Mathematik können

Die nächste Frage, die oft folgt, ist: Muss ich dafür Mathematik können? Grundsätzlich muss ein Mensch auf jeden Fall die Grundrechenarten beherrschen und Formeln umformen können, ob er nun Programmierer ist oder nicht. Wenn er programmieren lernen möchte, kommen noch einige Kleinigkeiten dazu, aber wichtig ist: Du musst keine Mathematik studieren. Besonders, wenn du in der klassischen Applikationsentwicklung bleiben möchtest, reicht ein rudimentäres Wissen über Mathematik aus. Möchtest du jedoch mathematikintensivere Dinge programmieren, wie beispielsweise Physik Engines, dann wirst du ohnehin Mathematik oder Computerwissenschaften studieren müssen.

Ist Programmierer der Richtige Ausdruck?

Wir reden hier oft von Programmierern, wobei ‘Programmierer’ ein umgangssprachlicher Begriff ist. Wenn du jedoch Programmierer werden möchtest, willst du eigentlich Softwareentwickler werden. Achtung, einige Leute haben hier starke Meinungen darüber, wie man was bezeichnet. Ich verwende diesen Begriff, weil sein Suchvolumen in sozialen Medien und bei Google größer ist. In der Wirtschaft wirst du jedoch oft die Begriffe Softwareentwicklung, Softwareengineering und ähnliche hören. Ich bin da nicht so kleinlich, denn meiner Meinung nach haben wir, wenn dies bereits ein so großes Diskussionsthema ist, definitiv die falsche Kommunikationsstrategie.

Welche Jobs im Bereich gibts es

Nicht jeder, der als Programmierer startet, bleibt dies auch. Es gibt viele andere Teilgebiete der Softwareentwicklung. Dazu gehören zum Beispiel UX, Ops, DevOps, Projektmanagement, Product Management und Management. Natürlich müssen diese Personen nicht zwingend programmieren können, dennoch waren die besten Leute in den genannten Disziplinen, die mir begegnet sind, oft früher Programmierer. Bei mir ist es ähnlich im Management: Als jemand mit starkem Hintergrund im Softwareengineering kann ich anders argumentieren und entscheiden als Kollegen, die nur BWL studiert haben. Nichtsdestotrotz sind diese Teilgebiete allesamt tolle Möglichkeiten, in der Softwareentwicklung tätig zu sein und dabei einen erfüllenden Job zu haben.

Wie wird man jetzt Programmierer?

Vor anderthalb Jahren habe ich begonnen, verschiedene Playlists auf YouTube zu veröffentlichen, die dir ohne Vorwissen die Möglichkeit geben, Softwareentwicklung zu lernen – genauer gesagt Webentwicklung für Web-Apps.

Es empfiehlt sich wirklich, die kompletten Playlists der Reihe nach anzusehen, beginnend mit HTML:

Gefolgt von CSS:

Darauf folgt JavaScript:

Zu meiner Verteidigung weisen die älteren Videos qualitativ noch nicht das Niveau der neueren auf. Grundlegend konzentriert sich mein Kanal auf einen guten Mix aus theoretischem und praktischem Wissen. Wir behandeln auch Themen wie Fragen im Vorstellungsgespräch und einige universitäre Inhalte. Insgesamt habe ich bereits (Stand Januar 2024) über 24 Stunden Content veröffentlicht. Natürlich ist mein Kanal nur eine von vielen Möglichkeiten, aber ich lege ihn dir trotzdem ans Herz.

Fazit

Beenden wir den Post mit folgender Botschaft: Wenn du Spaß daran hast, Probleme zu lösen und gerne vor dem PC sitzt, wenn du bereit bist, Zeit zu investieren und ein Grundverständnis von Logik mitbringst, dann: ‘Go for it!


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