Veränderung
Der Stillstand ist der Tod allen Fortschritts, und das gilt auch für das Self-Leadership. Wenn wir uns nicht mehr verändern, bleiben wir stehen. Um Veränderungen zu initiieren, kann es manchmal notwendig sein, disruptiv zu handeln.
Während viele Startups und Unternehmen derzeit den Begriff „disruptiv“ inflationär verwenden, verbinden nur wenige Menschen diese Eigenschaft mit sich selbst. Viel häufiger wird der Begriff mit Produkten assoziiert.
Um selbst disruptiv zu sein, müssen wir Risiken eingehen und Ideen auf den Tisch bringen, die unsere Kollegen (noch) nicht in Betracht gezogen haben.
Das klingt natürlich sehr abstrakt. Doch wir können ein Framework entwickeln, um Disruptivität gezielt zu fördern.Im ersten Schritt müssen wir herausfinden, wie und warum Produkte oder Dienstleistungen gekauft werden.
Im BWL-Bachelor-Studium würden viele Studenten jetzt wahrscheinlich aufstehen und rufen: „Menschen kaufen, um Bedürfnisse zu befriedigen.“ Das ist grundsätzlich richtig, jedoch ist dieser Ansatz nicht disruptiv. Denn er berücksichtigt viele andere Faktoren nicht, einschließlich des Marktfaktors. Menschen kaufen Bier, weil sie das Bedürfnis haben, ein Bier zu genießen. Doch der Biermarkt ist bereits vollständig bedient, mit vielen großen und kleinen Anbietern. Die wesentlich wichtigere Frage aus der Perspektive eines disruptiven Self-Leaders lautet: „Welches Bedürfnis ist noch nicht befriedigt?“
Wir müssen uns darauf konzentrieren, was gewünscht wird, aber noch nicht gedeckt ist. Dies erfordert, dass wir den Markt und die Bedürfnisse der Kunden gründlich analysieren und erkennen, welche Lücken bestehen. Oft sind es diese unbefriedigten Bedürfnisse, die die Grundlage für disruptive Innovationen bilden können.
Marktforschung betreiben: Analysiere bestehende Produkte und Dienstleistungen sowie deren Schwächen. Welche Kundenfeedbacks gibt es? Welche Probleme werden nicht ausreichend gelöst?
Kundeninterviews durchführen: Sprich direkt mit Kunden, um ihre Bedürfnisse und Frustrationen zu verstehen. Oft geben Gespräche tiefergehende Einblicke, die durch Standardumfragen nicht erfasst werden.
Trends und Entwicklungen beobachten: Halte Ausschau nach neuen Trends und Technologien, die potenziell bestehende Marktstrukturen aufbrechen könnten.
Kreativ denken: Entwickle innovative Lösungen, die über den aktuellen Status quo hinausgehen. Das bedeutet oft, bestehende Annahmen herauszufordern und neue Wege zu denken.
Hier sind drei Beispiele von Startups, die Bedürfnisse befriedigt haben, die zuvor nicht existierten oder nicht ausreichend adressiert wurden:
Airbnb: Bedürfnis: Zugang zu einzigartigen, persönlichen und oft kostengünstigen Unterkunftsmöglichkeiten. Vorherige Situation: Vor Airbnb waren traditionelle Hotelbuchungen die Hauptmethode zur Unterkunft. Der Markt bot wenig Flexibilität und oft hohe Kosten.
Uber: Bedürfnis: Schneller, bequemer und oft günstiger Transportdienst, der einfach per Smartphone-App bestellt werden kann. Vorherige Situation: Der traditionelle Taximarkt war oft unflexibel, schwierig zu nutzen und durch lange Wartezeiten gekennzeichnet.
Slack: Bedürfnis: Eine effiziente und benutzerfreundliche Plattform für Teamkommunikation und -zusammenarbeit, die über E-Mail hinausgeht. Vorherige Situation: Viele Teams nutzten E-Mails und verschiedene separate Tools für die Kommunikation und Zusammenarbeit, was oft zu Informationssilos und ineffizienter Kommunikation führte.
Hindernisse
Eines der größten Hindernisse für Disruptivität ist die Angst vor falschen Ideen. Viele Menschen fürchten sich davor, Risiken einzugehen und neue Ansätze zu verfolgen, weil sie sich vor dem Scheitern fürchten. Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass die besten Wissenschaftler oft diejenigen sind, die die meisten Papers veröffentlichen. Sie haben verstanden, dass jede Veröffentlichung ein Schritt im Lernprozess ist, selbst wenn nicht jede Idee zu einem Durchbruch führt. Ebenso sind es die Unternehmen, die die meisten Produkte ausprobieren und iterativ verbessern, die letztlich erfolgreich sind. Diese Unternehmen sind bereit, aus Fehlern zu lernen und sich ständig weiterzuentwickeln. Disruptivität erfordert Mut, Fehler zuzulassen und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Nur durch kontinuierliches Experimentieren und Lernen können wir wirklich innovative und bahnbrechende Lösungen entwickeln.
Natürlich sollte man es nicht übertreiben und in jedem Meeting mit zehn neuen Produktideen auftreten. Stattdessen ist es wichtig, gezielt und strategisch nach Ideen zu suchen. Qualität geht vor Quantität. Es geht darum, durch gezielte Forschung, fundierte Analysen und kreative Ansätze wirkliche Innovationspotenziale zu identifizieren. Durch einen fokussierten Ansatz können wir sicherstellen, dass die Ideen, die wir verfolgen, auch tatsächlich das Potenzial haben, bestehende Bedürfnisse neu zu adressieren oder bisher unerkannte Probleme zu lösen. Disruptivität entsteht nicht durch zufälliges Ausprobieren, sondern durch durchdachte und zielgerichtete Innovation.
Nun werden sicherlich einige beginnen, ihre Hindernisse aufzuzählen, wenn es darum geht, neue Produkte, Produktkategorien oder Ähnliches zu erschließen. Doch auch hier ist es die Aufgabe des Self-Leaders, Wege zu finden, diese Hindernisse als Teil eines persönlichen Frameworks zu betrachten und innerhalb dieses Rahmens zu agieren. Wenn wir uns nur als Bedenkensträger sehen, werden wir keine Disruption erzeugen.
Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist das meistverkaufte Kinderbuch in Amerika, „Dr. Seuss“. Das Besondere an diesem Buch ist, dass es nur 255 Wörter verwendet, was dem Wortschatz eines Kindes entspricht. Der Autor, Dr. Seuss, wollte während des Schreibens immer wieder aufgeben, weil er die Hindernisse als zu groß empfand. Am Ende des Tages hat er jedoch nicht aufgegeben. Stattdessen nahm er die Hindernisse als gegeben hin und nutzte sie, um ein äußerst erfolgreiches Kinderbuch zu veröffentlichen.
Dr. Seuss zeigt uns, dass es nicht nur darum geht, Herausforderungen zu erkennen, sondern auch darum, sie kreativ zu nutzen und in die eigenen Ideen zu integrieren. Wenn wir bereit sind, Hindernisse zu akzeptieren und innerhalb dieser Grenzen zu arbeiten, können wir innovative und disruptive Lösungen entwickeln, die erfolgreich und wirkungsvoll sind.
Hindernisse können in vielerlei Form auftreten, sei es in der Form von begrenzten finanziellen Ressourcen, Zeitmangel oder fehlendem Fachwissen. Doch der Schlüssel liegt darin, diese Hindernisse nicht als unüberwindbare Hürden zu betrachten, sondern als Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Zum Beispiel können begrenzte finanzielle Mittel dazu anregen, kostengünstige oder alternative Wege zur Umsetzung von Ideen zu finden. Zeitmangel kann durch effizientere Arbeitsmethoden oder die Delegation von Aufgaben kompensiert werden. Fehlendes Fachwissen kann durch gezielte Weiterbildung, Partnerschaften oder das Einholen von Expertenrat ausgeglichen werden.
Das wirkliche Problem
Das eigentliche Problem ist, dass wir immer etwas riskieren, egal ob wir eine Idee verfolgen oder nicht. Wenn wir eine Idee verfolgen, riskieren wir, dass sie scheitert. Wenn wir uns jedoch dagegen entscheiden, riskieren wir, Chancen zu verpassen. Das Scheitern einer Idee kann wertvolle Lernmöglichkeiten bieten und den Weg für zukünftige Erfolge ebnen, während das Verharren im Status quo uns möglicherweise daran hindert, innovativ zu sein und neue Möglichkeiten zu entdecken.
Die Entscheidung, ob wir Risiken eingehen oder nicht, liegt letztlich bei uns. Um Disruptivität zu erreichen, müssen wir lernen, mit der Unsicherheit umzugehen und den Mut zu haben, neue Wege zu beschreiten. Nur durch das bewusste Eingeständnis und Management der Risiken können wir tatsächlich Fortschritt und Innovation erzielen.
Was hat das mit Self-Leadership zu tun?
Zu Recht kann man sich fragen, was das mit Self-Leadership zu tun hat. Wir haben uns bisher stark auf Produkte und Märkte konzentriert. Doch diese Prinzipien lassen sich ebenso auf die persönliche Entwicklung anwenden.
Ein junger Programmierer mit einigen Jahren Erfahrung kann disruptiv sein, indem er den Schritt zum Unternehmertum wagt und sich nicht nur auf die technischen Aspekte, sondern auch auf die geschäftlichen Herausforderungen konzentriert. Auch eine Frau, die als Sekretärin gearbeitet hat und über umfassendes Wissen über die Geschäftsabläufe ihrer Vorgesetzten verfügt, kann dieses Wissen nutzen, um in der Finanzwelt als Consultant tätig zu werden.
Wir leben in einer Welt, in der es zunehmend üblich wird, die Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen. Menschen brechen aus traditionellen Rollen und Karrieren aus, um ihre eigenen, oft unerforschten Potenziale zu entfalten. Self-Leadership bedeutet, diese Chancen zu erkennen und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um sich selbst weiterzuentwickeln und neue Wege zu beschreiten. Es geht darum, eigene Stärken und Erfahrungen zu nutzen, um innovative und erfüllende Lebens- und Karrierezielen zu erreichen. Indem wir unser eigenes Potenzial disruptiv einsetzen, können wir nicht nur unsere persönlichen Ziele verwirklichen, sondern auch neue und überraschende Möglichkeiten entdecken.
Wer disruptiv sein will, muss seine Message schnell rüberbringen. Darum ist der Elevator Pitch wichtiger als je zuvor.