Stell dir vor, du nutzt eine App, die dir angeblich beim Sparen hilft – und findest dann heraus, dass sie dich vielleicht sogar Geld kostet. Genau das wirft der neuseeländische YouTuber MegaLag der Browser-Erweiterung Honey vor. In seinem 23-minütigen Video beschreibt MegaLag, wie Honey nicht nur Verbrauchern schlechtere Rabatte anzeigt, sondern auch Influencern gezielt Einnahmen wegnimmt. Die Anschuldigungen? Schwerwiegend – und jetzt heiß diskutiert in der Community.
Eine Idee wird zum Milliarden-Deal
Honey wurde 2012 von den Unternehmern Ryan Hudson und George Ruan gegründet. Die Idee entstand aus einem simplen Bedürfnis: Ryan Hudson wollte beim Online-Shopping für seine Familie schnell und einfach Rabatte finden, ohne lange nach Gutscheincodes suchen zu müssen. Daraus entwickelte sich die Browser-Erweiterung Honey, die automatisch verfügbare Rabattcodes findet und anwendet. Die Anwendung wurde schnell populär und erreichte innerhalb weniger Jahre Millionen von Nutzern. 2020 wurde Honey schließlich für etwa 4 Milliarden US-Dollar von PayPal übernommen – einer der größten Deals im Bereich Browser-Extensions. Honey vermarktet sich als einfache Möglichkeit, beim Online-Shopping Geld zu sparen, doch die aktuellen Anschuldigungen werfen einen Schatten auf das ursprüngliche Versprechen der Plattform.
Die Tricks hinter den Kulissen
Honey wirbt damit, durch Partnerprovisionen Einnahmen zu generieren und einen Teil davon über Cashback-Programme an die Nutzer zurückzugeben. Doch laut MegaLag, dem neuseeländischen Tech-YouTuber, sieht die Realität ganz anders aus. Honey priorisiert absichtlich nur Partnercodes, selbst wenn diese weniger Ersparnis bieten. Das bedeutet: Kunden verpassen bessere Deals, während Honey weiterhin an den Provisionen verdient. Händler sind ebenfalls betroffen. Honey soll ungültige oder unerwünschte Rabattcodes nutzen, was zu Verlusten durch übermäßige Preisnachlässe führt. Einige Unternehmen sehen sich laut MegaLag gezwungen, ihre Preise zu erhöhen, um die Verluste auszugleichen. Besonders brisant: Beispiele wie LinusTechTips, einen der größten Tech-YouTube-Kanäle, der Honey in mehr als 160 Videos beworben hat. Nachdem die Manipulationen bekannt wurden, beendete der Kanal die Partnerschaft – jedoch ohne die Gründe öffentlich zu machen. Stattdessen wurden andere Influencer intern gewarnt.
Technische Hintergründe
Honey nutzt eine subtile Methode, um Affiliate-Links zu manipulieren: Wenn ein Nutzer die Funktion “Finde mir einen Gutschein” aktiviert, öffnet die Erweiterung unauffällig eine winzige, fast unsichtbare Browser-Registerkarte. In dieser simuliert Honey den Besuch derselben Seite – jedoch mit dem eigenen Affiliate-Code. Dieser Vorgang ist besonders problematisch, da Affiliate-Programme oft nach dem Prinzip “Last Writer Wins” funktionieren. Das bedeutet, dass die letzte platzierte Referral-ID die Provision für den Verkauf erhält. Indem Honey diesen Schritt erst ganz am Ende des Checkout-Prozesses durchführt, verdrängt die Erweiterung andere Affiliate-Cookies, die zuvor über echte Empfehlungen generiert wurden. Das Resultat: Influencer, die sich Mühe gegeben haben, hochwertigen Content oder Rabattcodes bereitzustellen, gehen leer aus. Stattdessen kassiert Honey die Provision, obwohl das Unternehmen keinen direkten Beitrag zur Verkaufsförderung geleistet hat. Dieses Vorgehen sorgt nicht nur bei Influencern für Frustration, sondern wirft auch Fragen zur Fairness innerhalb von Affiliate-Programmen auf.
Die Rolle der Influencer
Besonders brisant: Influencer wie MrBeast und MKBHD, die Honey beworben haben, stehen nun selbst im Kreuzfeuer. MegaLag fragt provokativ: „Wie fühlt es sich an, ein Produkt zu empfehlen, das deine eigene Einnahmequelle sabotiert?“ LinusTechTips entschied sich, die Zusammenarbeit mit Honey zu beenden – allerdings ohne die Gründe öffentlich zu machen. Stattdessen wurden andere Creator intern gewarnt. Der Fall LinusTechTips, einer der erfolgreichsten Tech-YouTube-Kanäle, verdeutlicht die Spannungen in der Creator-Community. Nach über 160 Videos, in denen Honey beworben wurde, entschied sich der Kanal, die Zusammenarbeit zu beenden. Die Gründe für diesen Schritt wurden jedoch nicht öffentlich gemacht. Stattdessen wurden andere Creator über interne Kanäle gewarnt – ein stiller Alarm, der zeigt, wie sensibel das Thema ist. Für viele Influencer stellt sich nun die Frage, wie sie das Vertrauen ihrer Community bewahren können. Der Vorwurf, ein Produkt zu empfehlen, das letztlich die eigene Einnahmequelle sabotiert, wiegt schwer und wirft ein Schlaglicht auf die Verantwortung von Werbepartnern und deren Transparenz.
Der Schaden für die Community
Honey hat laut MegaLag über 5.000 YouTube-Videos gesponsert und dabei mehr als 7,8 Milliarden Views generiert. Doch der vermeintliche Nutzen für Verbraucher, Influencer und Händler wird durch die Vorwürfe infrage gestellt. „Honey verhindert, dass Verbraucher die besten Deals finden, während sie vorgibt, genau das Gegenteil zu tun“, so MegaLag. Für Händler könnten die Konsequenzen noch schwerwiegender sein: Verlust durch ungültige Rabattcodes und der Zwang, Preise anzuheben, um die entstandenen Einbußen auszugleichen.
Was bleibt von Honey?
Ob die Vorwürfe haltbar sind, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: PayPal und Honey stehen vor einem massiven Imageproblem. Weder das Unternehmen noch die betroffenen Influencer haben sich bisher zu den Anschuldigungen geäußert. Die Diskussion zeigt jedoch, wie mächtig Plattformen wie YouTube in der Aufdeckung solcher Themen sein können. Es wird deutlich, wie schnell ein einzelnes Video die öffentliche Wahrnehmung verändern kann – vor allem, wenn es um sensible Themen wie Verbraucherschutz und Transparenz geht. Die Dynamik zeigt auch die Verantwortung großer Tech-Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle und Praktiken offenzulegen. Letztlich könnte der Fall Honey zum Präzedenzfall werden, der Einfluss darauf hat, wie Browser-Erweiterungen und Affiliate-Programme in Zukunft reguliert werden. Unternehmen werden sich zukünftig zweimal überlegen müssen, ob sie solche Risiken eingehen, wenn ein Imageverlust Milliarden kosten kann.